Kollege Florian Steglich hat in einem Blogbeitrag zu Silvester auf einen Artikel von Scott H. Young hingewiesen: Life Balance is Overrated. Florian fasst zusammen:
Work-Life-Balance ist zum Konsensziel geworden. Zu Unrecht, findet Scott H. Young. Denn Balance sei naturgemäß statisch, das Gegenteil von Veränderung und Entwicklung.
Da fühlt sich der ehemalige Ingenieur zum Widerspruch herausgefordert ;-). Balance, zu deutsch Gleichgewicht ist mitnichten naturgemäß statisch, ganz im Gegenteil. Ein Blick in die allwissende Wikipedia hätte gereicht: Es gibt unterschiedliche Gleichgewichtszustände. Soviel aus der Abteilung Klugsch…
Für mich ist Life Balance ein dynamisches Gleichgewicht. Es liegt dann vor, “wenn in einem System zwei entgegengesetzt verlaufende Prozesse sich in ihrer Wirkung gerade aufheben”. Oder anders ausgedrückt: Natürlich gibt es Zeiträume, in denen die beruflichen Aufgaben im Vordergrund stehen und ich ihnen meine ganze Kraft und Aufmerksamkeit widmen muss. Nur muss ich eben in anderen Bereichen, z.B. Freizeit oder Familie, dafür sorgen, dass die kraftzehrende Wirkung der beruflichen Anstrengung wieder aufgehoben wird. “Die Batterie aufladen”, heißt so etwas im Volksmund. Dann gibt es wieder Zeiten, in denen mich die Familie voll fordert. Der Ausgleich erfolgt dann wieder über den Beruf usw. Insofern ist m.E. der Begriff “Life Balance” überhaupt nicht überschätzt, vielmehr baut Young mit seinem Artikel Potemkinsche Dörfer auf. Life Balance im Sinne eines dynamische Gleichgewichts ist für ein gesundes Leben schlichtweg eine Voraussetzung.